Willkommen in South Carolina, der Geburtsstätte des Southern Rock. Oder doch nicht? Wer beim Hören von Tombstone Highway schwört, die Band müsse aus den US-Südstaaten stammen, irrt sich. Tatsächlich kommen die Jungs aus Italien – und das hätte man wirklich nicht gedacht.
Musikalisch bewegen sich Tombstone Highway auf dem Feld von Stoner Doom, garniert mit Southern-Rock- und Sludge-Elementen. Die Vorbilder sind schnell ausgemacht: Down, Corrosion of Conformity und Black Label Society lassen grüßen. Sogar der Bandname könnte eine Hommage sein – an den gleichnamigen Song von The Obsessed, dem Saint-Vitus-Ableger. Ob Zufall oder nicht, es würde jedenfalls passen.
Das Album Ruralizer entstand ursprünglich als Projekt von Emilio „S.O.B.“ Sobacchi und H.M. Outlaw, letzterer besser bekannt als Herr Morbid von Forgotten Tomb. Inzwischen ist Tombstone Highway zwar als vollständige Band aktiv, doch die Platte trägt noch den Stempel dieses Duos.
Gleich der Opener „Old Blood“ sorgt für Stirnrunzeln: Ein Banjo im Doom-Kontext – und das auch noch sehr dominant im Mix. Auf Dauer wirkt es eher störend, zumal das Riff im Refrain stark an Panteras „I’m Broken“ erinnert. Kein optimaler Einstieg. Doch wer am Ball bleibt, wird belohnt. Schon die folgenden Songs lassen das Banjo in den Hintergrund treten, und tonnenschwere Riffs übernehmen die Regie. Innovativ ist das nicht, aber das Songwriting sitzt, und es groovt, dass die Schwarte kracht.
Hin und wieder blitzt eine alte Hammond-Orgel auf, gelegentlich meldet sich auch das Banjo zurück – diesmal wohldosiert. Besonders „Bite the Dust (And Bleed)“ geht direkt nach vorne und rockt mit schierer Wucht. Insgesamt dominieren acht Eigenkompositionen, die durch eine gelungen rauchige Coverversion von „Mississippi Queen“ (Mountain) abgerundet werden. Hier zeigt H.M.s akzentfreier Gesang seine ganze Stärke und verleiht der Musik das nötige Südstaaten-Flair, das man aus Italien so nicht erwartet hätte.
Fazit: Wer beim Gedanken an italienischen Stoner Doom erst schmunzelt, sollte seine Vorurteile schnell beiseitelegen. Ruralizer klingt authentisch, wuchtig und bringt jede Menge Groove. Die Produktion ist trocken, aber druckvoll, der Bass wummert ordentlich, und insgesamt macht die Platte schlicht Spaß. Kein Genre-Meilenstein, aber ein verdammt starkes Debüt mit Überraschungseffekt. Hut ab!
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Trackliste:
1. Old Blood (4:48)
2. Acid Overlord (4:52)
3. Graveyard Blues (7:18)
4. Hellfire Rodeo (2:32)
5. Ruralizer (5:14)
6. Bite The Dust (And Bleed) (5:08)
7. At The Bitter End (9:03)
8. Mississippi Queen (2:27)
9. Hangman’s Friend (5:25)
Band: Tombstone Highway
Album: Ruralizer
Spielzeit: 46:47 min.
Plattenfirma: Agonia Records
Veröffentlichung: 22.03.2013
Homepage: www.facebook.com/Tombstone.Highway