Peter Tägtgren und die Hydra seiner Projekte
Alle Jahre wieder nimmt sich Tausendsassa Peter Tägtgren neben seiner Tätigkeit als Produzent und Mastermind von PAIN Zeit für seine andere große Leidenschaft: Hypocrisy. Wobei der Begriff „Hauptband“ im Jahr 2013 fast schon irreführend ist – rein kommerziell hat PAIN das Death-Metal-Urgestein längst überflügelt. Doch es beruhigt zu wissen, dass Tägtgren den einst geplanten Abgesang nach The Final Chapter (1997) noch einmal überdacht hat. Statt das Kapitel zu schließen, führt er Hypocrisy in sporadischen Abständen weiter. Und genau das macht einen Teil ihres Reizes aus: Man weiß nie, was einen erwartet.
Die späten Neunziger waren von atmosphärischem Death Metal geprägt, Into the Abyss brachte eine Old-School-Schlagseite, Catch 22 flirtete mit punkigen Tönen, während The Arrival thrashig daherkam. Umso gespannter durfte man also auf End of Disclosure sein.
Rückkehr in die Mitte der Neunziger
Schon der Opener und Titeltrack zeigt klar, wohin die Reise geht: zurück in die Mitte der Neunziger, in die Sphären von Abducted und The Final Chapter. „End of Disclosure“ ist ein von typischer Hypocrisy-Atmosphäre getragener Midtempo-Deather – diese bedrückende, kalte Stimmung, die nur Tägtgren & Co. so hinbekommen. Ein Song, der sich sofort ins Gedächtnis fräst und künftige Live-Setlists kaum mehr verlassen dürfte.
Darauf folgt „Tales of Thy Spineless“, das kompromisslos die Black-Thrash-Keule schwingt, während „The Eye“ moderne Tendenzen erkennen lässt, die entfernt an jüngere In Flames erinnern. Überhaupt ist die Stärke dieses Albums, dass es Elemente aus allen Schaffensphasen der Band miteinander verknüpft: rohes Death-Metal-Geknüppel, thrashige Attacken, blackmetallische Raserei, melodische Zwischenspiele – und als verbindendes Element diese unverwechselbare Hypocrisy-Atmosphäre.
Einer der Höhepunkte ist ohne Frage „44 Double Zero“. Der Song vereint alles, was Hypocrisy stark macht, und liefert mit einem Refrain, der an die Endorama-Phase von Kreator erinnert, einen echten Gänsehautmoment. Ganz großes Kino.
Perfektion aus der Tägtgren-Schmiede
Zur Produktion muss man eigentlich keine Worte verlieren. Tägtgren liefert wie immer ab: druckvoll, glasklar und dennoch organisch. End of Disclosure klingt schlicht perfekt – nicht mehr und nicht weniger.
Fazit
Ein Fazit fällt schwer, weil die Platte einen regelrecht sprachlos zurücklässt. Hypocrisy bündeln hier Vergangenheit und Gegenwart in einer Weise, die nur sie selbst beherrschen. End of Disclosure ist für mich das bisherige Album des Jahres im Death-Metal-Bereich – und es dürfte schwer werden, dieses Level 2013 noch zu übertreffen.
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Trackliste:
01. End Of Disclosure
02. Tales Of Thy Spineless
03. The Eye
04. United We Fall
05. 44 Double Zero
06. Hell Is Where I Stay
07. Soldier Of Fortune
08. When Death Calls
09. The Return
Band: Hypocrisy
Album: End of Disclosure
Spielzeit: 41:45 min.
Plattenfirma: Nuclear Blast Records
Veröffentlichung: 22.03.2013
Homepage: www.hypocrisy.cc