Rückkehr aus der Versenkung
Zugegebenermaßen hatte ich Atrocity nach ihrem 1997er Werk 80 ein wenig aus den Augen verloren. Dabei zählen gerade die frühen Alben Hallucinations und Todessehnsucht für mich zu den wichtigsten deutschen Death-Metal-Scheiben der frühen 90er. Werk 80 war mir dann persönlich „zu viel des Guten“ – auch wenn die dort versammelten Coverversionen zweifellos gut umgesetzt waren.
Nun melden sich Atrocity mit Occult zurück und eröffnen damit den ersten Teil einer geplanten Albumtrilogie. Und dieses Werk hat es in sich.
Death Metal trifft Bombast
Nach einem kurzen Horrorfilm-Intro zeigt „Pandaemonium“ direkt, wohin die Reise geht: brutale Old-School-Death-Metal-Riffs und Blastbeats auf technisch höchstem Niveau. Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Denn mit dem Lingua Mortis Orchester unter der Leitung von Rage-Gitarrist Victor Smolski kommen bombastische Arrangements ins Spiel, die dem Sound zusätzliche Tiefe verleihen. Fette Chöre runden das Ganze ab und erinnern stellenweise an Therion.
Das anschließende „Death by Metal“ präsentiert sich dagegen als schnörkelloser Death-Metal-Track mit einprägsamem Refrain, der live bestens funktionieren dürfte. Stilistisch ist die Nummer klar im Fahrwasser des Debütalbums angesiedelt.
Doch Atrocity wären nicht Atrocity, wenn sie nur auf Vollgas setzen würden. „March of the Undying“ bewegt sich stimmungsmäßig irgendwo zwischen Cradle of Filth, Moonspell und Dimmu Borgir, während „Haunted by Demons“ überraschend viele Zitate aus der Welt von Thin Lizzy und Iron Maiden aufweist. Und „Satan’s Braut“ trägt tatsächlich eine leichte Rammstein-Schlagseite in sich.
Horroratmosphäre pur
Für die soundtechnischen Spezialeffekte holte man sich Unterstützung aus Kanada: Sounddesignerin Katie Halliday, die bereits an den Saw-Filmen (Teil 5–7) mitgearbeitet hat. Ihre Effekte, kombiniert mit dem Orchester, verleihen dem Album über die gesamte Spielzeit hinweg eine bedrückende, fast filmische Horroratmosphäre.
Produziert wurde Occult im hauseigenen Mastersound Studio von Sänger Alex Krull. Der trockene Bandsound harmoniert hervorragend mit den orchestralen Passagen – hier gibt es schlicht nichts auszusetzen.
Als besonderes Extra bietet die Band zudem eine Schatzsuche auf ihrer Webseite an. Wer den dort versteckten Code findet, kann zusätzliche Bonustracks freischalten und downloaden. Eine originelle Idee, die das Albumkonzept schön abrundet.
Fazit
Occult ist ein starkes Comeback und zeigt Atrocity in bestechender Form. Alte Tugenden treffen auf orchestralen Bombast, ergänzt durch Soundeffekte, die die Horroratmosphäre noch verstärken. Freunde von düsterem Metal im Stil von Dimmu Borgir, Cradle of Filth und natürlich den frühen Atrocity dürfen hier bedenkenlos zugreifen. Ein düsterer, bedrückender, aber ebenso spannender Auftakt der geplanten Trilogie. Coole Platte.
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Trackliste:
1. Pandaemonium (6:20)
2. Death by Metal (3:32)
3. March of the Undying (3:56)
4. Haunted by Demons (3:54)
5. Murder Blood Assassination (5:49)
6. Necromancy Divine (6:59)
7. Satans Braut (3:21)
8. Todesstimmen (2:06)
9. Masaya (3:06)
10. When Empires Fall to Dust (4:22)
11. Beyond Perpetual Ice (3:44)
12. La Voisine (8:18)
Band: Atrocity
Album: Occult
Spielzeit: 55:27 min.
Plattenfirma: Napalm Records
Veröffentlichung: 26.04.2013
Homepage: www.atrocity.de