Die Retro-Welle lebt
Es ist schon erstaunlich, wie lange sich diese ominöse Vintage- bzw. Retrorockwelle hält. Gerade in einer Musiklandschaft, die scheinbar nur auf schnellen Konsum ausgelegt ist. Vielleicht ist das aber auch kein Widerspruch, sondern eher ein Zeichen dafür, dass die Gier nach handgemachter Musik wieder steigt.
Die Frage bleibt: Braucht es wirklich noch eine weitere Band, die sich ungeniert bei den Großen der 70er Jahre bedient?
Mehr als nur Kopie
Ganz so einfach ist es bei Scorpion Child nicht. Sie allein auf das Wiederaufbereiten alter Kamellen zu reduzieren, würde der Band aus Texas nicht gerecht. Das hat auch Nuclear Blast so gesehen – und sie sofort unter Vertrag genommen.
Während Retro-Rock-Größen wie Orchid sich stark an Black Sabbath orientieren, ist der Haupteinfluss von Scorpion Child bereits nach wenigen Sekunden klar: Led Zeppelin. Doch das ist nur die Spitze des Eisbergs. Mit etwas genauerem Hinhören wird klar, dass hier noch deutlich mehr im Spiel ist. Neben Rainbow und Dio blitzen auch 80er-Hardrock-Zitate auf, und selbst die 90er bleiben nicht außen vor. „Salvation Slave“ etwa erinnert in Groove und Gitarrenarbeit dezent an Rage Against the Machine – haltet mich für verrückt, aber genau so klingt es in meinen Ohren.
Songs voller Hooks
Was Scorpion Child von der Masse ihrer Konkurrenten unterscheidet, ist die unglaubliche Hitdichte. Neun Songs, und man sucht vergeblich nach Füllmaterial. Stattdessen tropft das Album nur so vor Hooklines und Melodien. Über allem thront die moderne, druckvolle Produktion von Chris „Frenchie“ Smith, die den Songs zusätzlich Power verleiht.
Ein Kritikpunkt bleibt: Der letzte Song wird nach rund fünf Minuten ausgefadet, nur damit die Spielzeit mit neun Minuten Grillenzirpen am Fluss künstlich gestreckt wird. Eine Marotte, die mich schon seit Nirvanas Nevermind nervt.
Fazit
Am Ende überwiegt jedoch klar das Positive: Scorpion Child ist ein Pflichtalbum für alle Freunde handgemachter Rockmusik. Authentisch, abwechslungsreich, voller Ohrwürmer und mit einer Produktion, die die Band auf ein internationales Level hebt.
Anspieltipps: Polygon of Eyes, Liquor, Salvation Slave
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Trackliste:
1. Kings Highway (4:25)
2. Polygon Of Eyes (4:34)
3. The Secret Spot (4:30)
4. Salvation Slave (5:15)
5. Liquor (4:34)
6. Antioch (5:30)
7. In The Arms Of Ecstasy (4:22)
8. Paradigm (3:51)
9. Red Blood (The River Flows) (13:42)
Band: Scorpion Child
Album: Scorpion Child
Spielzeit: 50:43 min.
Stilrichtung: Retrorock / Hardrock
Plattenfirma: Nuclear Blast Records
Veröffentlichung: 21.06.2013
Homepage: www.scorpionchild.com